Grundsätzlich besteht eine ökologische Notwendigkeit für Waldbrände – es macht also nicht immer Sinn, ein Feuer im Wald zu löschen. Überall auf der Welt gibt es sogenannte feuerabhängige Ökosysteme, welche auf die regenerative Wirkung von Feuer angewiesen sind. Alte Wald- oder Buschbestände werden durch das Feuer zerstört, wodurch der Boden mit Nährstoffen angereichert wird – so entstehen optimale Wuchsbedingungen für neue, junge Pflanzen.
Dieser Prozess tritt auf natürliche Weise vor allem in kalten oder sehr trockenen Gebieten auf der Erde auf, wo der Abbau von organischer Substanz durch den Boden nur teilweise möglich ist. Auch sind bestimmte Arten, wie zum Beispiel der Nordamerikanische Mammutbaum oder der Blaue Eukalyptus auf die Hitzeströme und die zerstörerische Wirkung der Flammen angewiesen, um sich fortzupflanzen. Feuer sorgt ebenfalls dafür, dass Brandlast im Wald reduziert wird. Die Unterdrückung von natürlichen, kleinen Bränden kann dazu führen, dass sich in Wäldern eine große Menge an organischem Material im Unterholz ansammelt, welche wiederum optimale Bedienungen für weitaus größere Waldbrände darstellt.
Also: Waldbrände sind wichtig, damit feuerabhängige Ökosysteme regenerieren, und der Wald eine Resilienz gegenüber Feuer entwickeln kann. Weltweit – auch hierzulande – können wir jedoch beobachten, dass diese zunehmend von ihren ökologischen Toleranzbereichen abweichen. Eine Auswertung von mehr 57 Studien und wissenschaftlichen Artikeln hat beispielsweise gezeigt, dass die Waldbrandsaison im globalen Durchschnitt um etwa 20 % länger geworden ist, seit dem wir angefangen haben fossile Energieträger zu verwenden. Jedes Jahr erreichen uns Bilder aus Teilen Südeuropas, den USA oder Australien, wo ganze Wälder in Flammen stehen – nicht selten werden hunderte Gebäude durch das Feuer zerstört, und Menschen verletzt oder gar getötet.
Die Ursache für die stetige Verschärfung der Bedrohungslage durch Waldbrände ist die Klimakrise, da diese sich auf den Zustand von Waldökosystemen auswirkt und brandbegünstigende Extremwetterverhältnisse herbeiruft. Hört sich kompliziert an, aber es ist offensichtlich: wenn es heiß und trocken wird, nimmt die Waldbrandgefahr entsprechend zu. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Globale Erderwärmung selbst keine Waldbrände verursacht, sondern dass sie sich vielmehr auf das Feuerverhalten und die Intensität auswirkt.
Eine durchgeführte Analyse von 45 Jahren Aufzeichnungen der US-amerikanischen Forstverwaltung im Westen der USA zeigt, dass die Anzahl der Großbrände auf dem Land der Behörde dramatisch zunimmt. Aber auch hier in Europa sehen wir, dass sich Waldbrände verändern. Tendenziell sind zwar die Einsatzzahlen – wie beispielsweise in Spanien – eher rückläufig, dies liegt jedoch vor allem daran, dass viele EU-Mitgliedsstaaten ein besseres Waldbrandrisiko-Management betreiben, als noch vor 30 Jahren.
Auch hier in Deutschland können gewisse Sicherungsmaßnahmen die steigende, klimatisch bedingte Waldbrandgefahr kompensieren. Faktoren sind hier unter anderem die großflächige Verfügbarkeit von Freiwilligen Feuerwehren, und die Anstrengungen von Waldbesitzern, Behörden und der Forstwirtschaft, unsere Wälder klimaresistenter zu gestalten. Und dennoch: Wir müssen damit rechnen, dass sich Waldbrände durch die Klimakrise weiter verändern. Die schweren Waldbrände im vergangenen Sommer in der Türkei, Griechenland, Spanien oder auch Portugal stehen hierfür natürlich exemplarisch. Die Extremwetterereignisse im Jahr 2021 – massive Regenfälle in Deutschland und seinen Nachbarländern, die Fluten im Ahrtal, und auf der anderen Seite Hitze- und Windextreme in Südeuropa, welche die Feuerintensität erheblich erhöht haben, sind eindeutig auf die Klimakrise zurückzuführen.
Hierzulande werden wir mit dem Fortschreiten der Klimakrise mit einer Zunahme von Hitze- und Dürreperioden rechnen müssen, wodurch Vegetationsbestände austrocknen können. Dadurch sind sie in der Regel leichter entzündlich, was in einem Wald oder auf einem landwirtschaftlich genutzten Feld eine Steigerung der Brandintensität zur Folge hat. Wir können diesen Effekt unter anderem an der Waldbrandstatistik beobachten – in den Jahren mit hohen Dürremagnituden im Gesamtboden zeigt sich ein zum Teil deutlicher Anstieg in der gesamten Waldbrand-Schadensfläche. Eine weitere Herausforderung besteht in der Grundwasserversorgung. In den Jahren 2018 und 2019 sorgten die hohen Temperaturen in einigen Teilen Deutschlands für Wasserknappheit – noch herrscht kein Mangel an Trinkwasser. Das Umweltbundesamt stellt jedoch klar, dass weitere aufeinanderfolgende Trockenjahre in jedem Fall Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit und gegebenenfalls nachteilige Auswirkungen auf die Grundwasserstände haben könnten. Wenig Wasser in unseren Wäldern sorgt natürlich für trockene Bäume und Pflanzen, wodurch das Waldbrandrisiko erhöht wird.
Wenn heutzutage ein Feuer entsteht, dann ist es intensiver und breitet sich stärker aus aufgrund der heißeren und trockeneren Bedingungen. Die Frage ist, wie können wir dem entgegenwirken? Zum einen müssen wir unsere Feuerwehren mit der benötigten Ausrüstung versorgen – ein Waldbrand unterschiedet sich in vielen Punkten von den klassischen Einsätzen einer deutschen Feuerwehr. Dabei dürfen wir jedoch auch auf keinen Fall vergessen, dass zu guter Technik auch das Knowhow dazugehört, sie richtig und sicher einzusetzen – da können wir noch ganz viel aus anderen Ländern lernen!
Auf der anderen Seite müssen wir uns anschauen, warum Feuer im Wald überhaupt entstehen. In Europa werden schätzungsweise 95% der Waldbrände durch den Menschen verursacht. In der Regel führt Unachtsamkeit – eine achtlos weggeworfene Zigarette, die Abwärme von Fahrzeugen oder ein unkontrolliertes Lagerfeuer – in Kombination mit Hitze, Wind, und trockenen Vegetationsbeständen zu Waldbränden. Gemeinsam müssen wir überlegen, wie wir durch Präventions- und Aufklärungsarbeit über brandvermeidende Verhaltensweisen und Klima-Resilienz in unseren Wäldern berichten können, um gemeinsam Waldbrände zu verhindern!
Sei aufmerksam, wenn du den Wald besuchst. Halte Waldzufahrten für die Feuerwehr frei und versuche nach Möglichkeit kleinere Entstehungsbrände sofort zu löschen, wenn das für dich ohne Gefahr möglich ist. Melde Brände der 112 und verlasse den Wald auf dem kürzesten Weg. Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!
Das Skript haben wir ebenfalls als Video auf YouTube veröffentlicht!
Quellen: Jones, M. W., Smith, A., Betts, R., Canadell, J. G., Prentice, I. C., & Le Quéré, C. (2020). Climate change increases the risk of wildfires. ScienceBrief Review, 116, 117. Brasseur, P. D., Jacob, P., & Schuck-Zöller, S. (Hrsg.). (2017). Klimawandel in Deutschland - Entwicklung, Folgen, Risiken und Perspektiven. Berlin: Springer-Verlag GmbH. doi: 10.1007/978-3-662-50397-3 Grüneberg, P. (2021, November). Ursachen, Einsatzdynamik, Gefährdung: Wald- und Flächenbrände in Deutschland - und was die Klimakrise damit zu tun hat. https://www.f2wald.org/_files/ugd/431bcb_8fd4e0b91dc442c4ac1f28f71a7d2dbb.pdf?index=true Mrasek, V. (2020, 15. Januar). Klimawandel - „Waldbrand-Risiko steigt mit jedem Grad Celsius“. Deutschlandfunk. Abgerufen am 12. Mai 2022, von https://www.deutschlandfunk.de/klimawandel-waldbrand-risiko-steigt-mit-jedem-grad-celsius-100.html Cimolino, U. (31. Juli 2021). Waldbrände in Südeuropa: Zeichen für den Klimawandel? (A. Poulakos, Interviewer) Abgerufen am 1. August 2021 von https://www1.wdr.de/nachrichten/waldbraende-suedeuropa-klimawandel-100.html ForestFireWatch. (2020). Grundlagen Vegetationsbrandbekämpfung. (ForestFireWatch e.V., Hrsg.) Clenze: ERLING Verlag GmbH & Co. KG. Hirschberger, P. (2016). WWF Waldbrandstudie 2016 "Wälder in Flammen - Ursachen und Folgen der weltweiten Waldbrände". Berlin: WWF Deutschland. Abgerufen am 31. Juli 2021 von https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/PublikationenPDF/161117_Waldbrandstudie_2016.pdf Jesús San-Miguel-Ayanz et. al. (2012). Comprehensive Monitoring of Wildfires in Europe: The European Forest Fire Information System (EFFIS). In J. Tiefenbacher, Approaches to Managing Disaster - Assessing Hazards, Emergencies and Disaster Impacts (S. 162). Rijeka, Croatia: InTech.
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