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Waldbrandbekämpfung - Lehrgang der Freiwilligen Feuerwehr Soest

Im Rahmen einer Projektarbeit durfte ich die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Soest auf einen Übungsabend begleiten. Den Bericht dazu möchten wir euch natürlich nicht vorenthalten! Viel Spaß beim Lesen!

 


Am 02.09.2021 ergab sich für den Verfasser der Projektarbeit die Möglichkeit, im Lehrgang „Vegetationsbrandbekämpfung“ der 1. Meldergruppe, Löschzug 1/2 der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Soest zu hospitieren. Die Übung fand auf einem Waldgrundstück im Arnsberger Wald, südlich der Ortschaft Brüningsen statt – durchgeführt wurde der Lehrgang von Personal der Freiwilligen Feuerwehr Möhnesee. Ziel der Teilnahme war der Austausch mit Fachkundigen über den Zustand des Waldes aus brandschutztechnischer Sicht, vorgehaltenem Material und Präventionsarbeit sowie das Erlernen von theoretischen und praktischen Fertigkeiten der Waldbrandbekämpfung.


Nach dem sich an der Wache getroffen wurde, brach der Übungsverbund um 19:10 zum Standort des Löschzuges Günne auf.


Fahrzeugtyp

Funkrufname

LF-20/16 (Löschgruppenfahrzeug)

Florian Soest 1 LF20 1

KdoW (Kommandowagen)

Florian Soest A-Dienst

MTF (Mannschaftstransportwagen) + Anhänger (Rollcontainer Waldbrand)

Florian Soest 1 MTF 1

(Freiwillige Feuerwehr Stadt Soest, 2021)


Nach dem sich am Gebäude des Löschzuges Günne gesammelt und besprochen wurde, fuhr der Verbund in den Wald ein. Das Übungsgelände lag circa einen Kilometer südlich der Ortschaft Brüningsen, und wurde von einer Privatperson zur Verfügung gestellt. Bei der Anfahrt konnte bereits durch die Besatzungen festgestellt werden, dass die Zufahrtswege für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr gut zu passieren sind. Obwohl diese in der Regel eine gute Geländegängigkeit durch ihren hohen Aufbau und Allradantrieb besitzen, stellt beispielsweise das LF-20/16 mit 2500 mm [1] Breite und einem Gewicht von 14,5 Tonnen besondere Anforderungen an Verdichtung, Streckenverlauf und Wegbreite. Durch die Feuerwehr Möhnesee wurde später bestätigt, dass in einem Großteil des Waldgebietes ähnlich gute Voraussetzungen durch forstwirtschaftliche Maßnahmen geschaffen wurde. Die einzige Herausforderung bestehe aktuell in der Rückhaltung von kreuzendem Geäst, welches die Durchfahrt von besonders hohen Fahrzeugen erschweren kann.



Nach dem bei Ankunft abgesessen wurde, begann der Lehrgang mit einem Theorieblock, in welchem der 1. Meldergruppe Einsatzgrundlagen und Erfahrungswerte der Feuerwehr Möhnesee vermittelt wurden. Zusammen mit den Feuerwehren der Gemeinden Warstein und Rüthen, treten hier im kreisweiten Vergleich vermehrt Waldbrände auf – dies liegt an der Gebietserstreckung des Arnsberger Waldes. Thematisiert wurde zu Beginn der Zustand des Waldes und daraus resultierende Einsatzszenarien für die Feuerwehr. Der Vegetationsbestand ist in großen Teilen durch Hitze-, Dürre- und Sturmereignisse aus den vergangenen Jahren erheblich degeneriert worden – auch der Borkenkäfer spielte hier eine maßgebliche Rolle. Infolgedessen wurden auf staatlichen und privaten Waldgrundstücken viele Bäume gefällt, um geringstenfalls ein wenig Einnahmen aus dem Holz zu generieren. Der „klassische“ Waldbrand (Kronenfeuer) wird aus diesem Grund eher zu einer Seltenheit, da der Baumbestand insgesamt drastisch abgenommen hat. Eine große Gefahr geht von nun brachliegenden Flächen aus, welche nicht bewirtschaftet werden und verwildern. Hohe Gräser, Jungbäume und andere Vegetationsbestände können hier bei Hitze extrem schnell austrocknen, und eine enorme Brandlast entwickeln. Auch für die Feuerwehrleute im Einsatz stellt das meist hügelige und unwegsame Gelände eine enorme körperliche Belastung – sowohl als auch ein Verletzungsrisiko dar. Im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes ist die erklärte Absicht der Waldbesitzer, ökologische Schutzstreifen durch feuerfestere Mischwälder anzupflanzen, und so einer raschen Brandausbreitung entgegenzuwirken. Informationskampagnen werden von verschiedensten Akteuren organisiert und unterstützt. Auch die Feuerwehr ist durch verschiedenste Maßnahmen auf Vegetationsbrände vorbereitet. So wurde beispielsweise die Löschwasserversorgung im Waldgebiet erweitert und verbessert. Auch können bei Bedarf Kräfte von anderen Feuerwehren nachalarmiert werden, wie beispielsweise der AB-Löschwasser [2] der FF Soest, welcher 10.000 Liter Wasser mitführt. Gleichzeitig besteht eine Kooperation mit einem lokalen Lohnunternehmer, welcher bei Bedarf Sonderfahrzeuge zum Anlegen von Brandschneisen bereitstellt. Das vorhandene Kartenmaterial ständig ergänzt und überarbeitet, es ermöglicht den eingesetzten Feuerwehrleuten eine schnelle Orientierung im Gelände. Auch eine luftgestützte Lageerkundung kann durch die Sondereinheit Drohne erfolgen – oftmals kann der Brandherd vor Ersteintreffen der Kräfte bereist lokalisiert und evaluiert werden. Die Zuordnung von Personal und Gerät ist nicht – wie in der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Soest – fest definiert, sondern wird je nach Einsatzlage individuell und abhängig von vorhandenen Personal- und Materialressourcen angepasst. Im Konzept der Feuerwehr Möhnesee ist keine spezielle PSA [3] für Wald- und Flächenbrände vorgesehen.



Im Folgenden wurden Erfahrungswerte in Bezug auf das Vorgehen im Einsatz erläutert. Die grundlegende Tatsache, dass Faktoren wie Wind und Wetter, Topografie, vorhandenes Material, Personalressourcen und Vegetationsbeschaffenheit den Einsatzverlauf und die Entwicklung eines Waldbrandes maßgeblich mitbeeinflussen, wurde dargestellt. Anschließend wurde das LACES-Schema (s. 4.1.1. Geeignete Löschtaktiken zur Wald- und Flächenbrandbekämpfung) vorgestellt. Insbesondere im Fokus des Lehrvortrages stand die Schaffung eines Sicherungspostens, welcher für die Sicherheit der eingesetzten Feuerwehrkräfte verantwortlich ist. Der Posten begutachtet verschiedenste Faktoren wie eventuelle Wind- und Wetteränderungen oder Entwicklung der Feuerfront, und kann so Gefährdungen frühzeitig erkennen und davor warnen – er kann ebenfalls durch Drohnen unterstützt werden. Auch der Einsatz von C- und D-Druckschläuchen wurde besprochen und erläutert. Der C-Druckschlauch besitzt einen Durchmesser von 42mm bzw. 52mm und hat gefüllt auf einer Länge von 15 Metern ein Eigengewicht von ca. 30 Kilogramm. In einer Einsatzlage wie dem Waldbrand ist dieser dementsprechend wesentlich unhandlicher, sollten die Schläuche verlegt werden müssen. Der D-Druckschlauch mit einem Durchmesser von 25mm hingegen, besitzt bei 15 Metern Länge im gefüllten Zustand ein Gewicht von ca. 11 Kilogramm, und hilft zudem im effizienten und sparsamen Einsatz von Löschwasser (Einsatzleiterhandbuch, 2021). Einsatztaktisch von Vorteil ist der C-Druckschlauch in der Bereitstellung eines Sicherungsrohrs im Ankerpunkt – sollte sich das Einsatzszenario wider erwartend negativ entwickeln.


Im praktischen Teil des Lehrgangs hatten die Kräfte der Meldergruppe 1 nun die Möglichkeit, das beschaffte Material zur Vegetationsbrandbekämpfung mit Unterstützung von Fachkundigen auszutesten und kennenzulernen. Die Feuerwehr Soest verfügt über mehrere Rollcontainer „Waldbrand“, welche unter anderem mit dem Gerätewagen Logistik zur Einsatzstelle transportiert werden können.


Die Beladung besteht aus:


- Gorgui-Multifunktionswerkzeugen

- Pulaski-Äxten

- Waldbrandhaken

- Schwerlast-Tragesystemen

- Schaufeln

- Löschrucksäcken (19 Liter)

- D-Druckschläuchen, D-Hohlstrahlrohren und Verteiler in Tragetasche



Es wurde begonnen, mithilfe der Handtools eine Brandschneise anzulegen – und den Gebrauch der Werkzeuge kennenzulernen. Besonders überzeugte das Gorgui-Tool, da es aufgrund seiner verschiedenen Klingen vielseitig eingesetzt werden konnte. Es konnte festgestellt werden, dass bei gleichzeitiger Arbeit von mehreren Kräften innerhalb kürzester Zeit eine Schneise angelegt werden kann – gleichwohl die Arbeit körperlich sehr anstrengend ist. In diesem Zuge muss im Einsatz auf rechtzeitige Ablösung von erschöpften Kräften geachtet werden. Parallel wurde durch das LF-20/16 eine Wasserversorgung hin zu einem vor der Schneise positionierten C-DCD Verteiler errichtet. Es wurde ein D-Druckschlauch angekuppelt und als wasserführende Armatur ein D-Hohlstrahlrohr angeschlossen. Die Feuerwehrkräfte konnten so den Umgang mit den verschiedenen Sprühbildern kennenlernen, und bekamen ein Gefühl für die Reichweite des Sprühstrahls. Obwohl die Pumpe in niedriger Drehzahl lief, und die Durchflussmenge des D-Druckschlauches mit 140 Litern pro Minute im Vergleich als wenig erscheint – überraschte das Ergebnis (Einsatzleiterhandbuch, 2021). Im Falle eines Bodenfeuers könnte der Einsatz des Systems den idealen Kompromiss aus Handhabung, sparsamen Einsatz von Löschwasser und Sprühbild darstellen. Der Einsatz und das Befüllen der Löschrucksäcke wurde ebenfalls geübt. Der Vorteil, ein Löschgerät einsetzen zu können, welches nicht durch Schlauchleitungen an einen bestimmten Einsatzort gebunden ist, fiel besonders auf – ein Bekämpfen von Bodenfeuern oder Nachlöscharbeiten an Glutnestern sind prädestinierte Einsatzgebiete für dieses Gerät.


Gegen 20:45 rückten die beteiligten Einheiten ab, und kehrten zur Feuerwache zurück.


❗️ Wir sprechen nicht im Namen der Freiwilligen Feuerwehr Stadt Soest - die gezeigten Inhalte werden von uns erstellt und veröffentlicht.


Verweise


Einsatzleiterhandbuch Einsatzleiterwiki - Das elektronische Einsatzleiterwiki - Das elektronische Einsatzleiterhandbuch [Online]. - 4. September 2021. - https://sync.einsatzleiterwiki.de/doku.php?id=brand:geraete:schlaeuche.

Freiwillige Feuerwehr Stadt Soest feuerwehr-soest.de [Online]. - 4. September 2021. - https://www.feuerwehr-soest.de/technik/fahrzeuge.html.

[1] Übliche Maßeinheit bei feuerwehrtechnischen Angaben [2] Abrollbehälter Löschwasser [3] Persönliche Schutzausrüstung

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